Blind date mit dem Tod
Der schüchterne Hans entschließt sich nach langem Zögern, über eine Dating-Plattform Kontakt zu Frauen herzustellen. Er kann sein Glück kaum fassen, als die attraktive Nadine sich mit ihm treffen möchte und ihm im Gespräch auch großes Interesse entgegenzubringen scheint. Hans gerät so sehr in ihren Bann, dass er bereit ist, ihr alles zu geben, ohne zu ahnen, in welche Gefahr er sich begibt, denn bei ihr ist nichts wie es scheint.
Kapitel 1
Sie hatten sich ganz klassisch verabredet. Er sollte eine Rose im Knopfloch tragen, sie würde ganz in Rot erscheinen. Hans, so hieß der junge Mann, hatte mit ihr, Nadine, bisher nur per Mail Kontakt gehabt, aber sie hatten dabei bereits so viel von sich preisgegeben, dass Hans das Gefühl hatte, Nadine schon sehr gut zu kennen.
Seine letzten Beziehungen waren allesamt in die Brüche gegangen, wegen unüberbrückbarer Differenzen, so nannte man das wohl. Leider war er im Umgang mit dem anderen Geschlecht etwas unbeholfen, hatte selten bemerkt, wenn seiner jeweiligen Freundin etwas nicht passte. Die Trennungen waren jedes Mal eine große Enttäuschung für ihn. Seit der letzten hatte er es für einige Zeit aufgegeben, nach einer neuen Partnerin, aber dann hatte er sich doch getraut, sich bei einer Dating-Plattform anzumelden und dort war er in Kontakt mit ihr gekommen und alles schien zu passen.
Lies mehrDennoch beschloss er, es vorsichtig angehen zu lassen, hatte es sich regelrecht geschworen. Durch ihre Mails hatte sich ein klares Bild von Nadine vor seinem inneren Auge gebildet: Blond, eher klein, vermutlich nicht besonders hübsch, aber dafür sehr sympathisch und mitfühlend. Also vermutlich genau das Richtige für den eher schüchternen jungen Mann.
Hans hatte ihr von seinen negativen Erfahrungen berichtet, worauf sie sehr empathisch reagiert hatte. Als er ihr geschrieben hatte, dass er es lieber langsam angehen lassen würde, hatte sie ihm zugestimmt und ihm versichert, dass ihr das sehr recht sei.
Ihr Mailverkehr dauerte jetzt schon sechs Wochen an. Sie hatten sich beinahe täglich geschrieben, sich gegenseitig ihre Geheimnisse anvertraut, waren sich nähergekommen. Er war es gewesen, der dann ganz vorsichtig den ersten Schritt gemacht und vorgeschlagen hatte, ob sie sich nicht persönlich treffen wollten. Dabei hatte sein Herz ziemlich geklopft.
Nadines Antwort kam erst nach drei langen Tagen des Wartens. Hans hatte schon befürchtet, dass er zu schnell gewesen sei und war daher überaus erleichtert, als schließlich ihre Antwort eintraf. Sie hatte lange überlegt, dann aber zugestimmt, sich am kommenden Sonntag zu treffen. Hans war glücklich und konnte das Treffen kaum abwarten. Er war extra zum Friseur gegangen und hatte sich seinen Bart stutzen lassen, sich neue Hemden besorgt und ein teures Aftershave gekauft. Auch als Bartträger nutzte er regelmäßig Aftershaves, aber meistens von der eher billigen Sorte. Doch zu dem Treffen mit Nadine sollte es schon etwas Besonderes sein. Er hatte lange in der Badewanne gelegen und von ihr geträumt, dabei ein Bild von ihr vor Augen gehabt und war gespannt, ob sie diesem Bild entsprechen würde.
Bereits eine halbe Stunde vor dem verabredeten Termin war er in dem Café eingetroffen und hatte sich einen Cappuccino bestellt. Das Café war gut frequentiert, ständig trafen neue Gäste ein. Doch es war keine Frau in Rot dabei. Die Zeit verstrich und Hans blickte auf die Uhr. Sie hatten sich für 15 Uhr verabredet, und als der Minutenzeit fünf vor drei anzeigte, wuchs seine Unruhe. Was, wenn sie ihn versetzt hatte? Vielleicht war sie doch noch nicht so weit? Möglicherweise war ihr etwas dazwischengekommen. War er doch zu forsch gewesen? Alle Gedanken wirbelten in seinem Kopf wild durcheinander.
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