Mörderisches Hamburg
Belästigte Frauen. Ein mysteriöser Rächer, der Jagd auf die Schuldigen macht.
Eine Serie brutaler Übergriffe sorgt für Aufregung. Der Täter, ein selbst ernannter Rächer, hat es auf Männer abgesehen, die Frauen belästigt haben sollen. Sein Markenzeichen: ein „Z“, das er seinen Opfern in die Haut ritzt.
Während die Kommissare Rainer Zufall und Karl Steiner die Ermittlungen aufnehmen, werden sie mit persönlichen Herausforderungen konfrontiert: Rainers geheimer Liebe zur Hauptverdächtigen, Karls gesundheitlichen Problemen und nicht zuletzt mit ihren moralischen Vorstellungen. Die Ermittlungen nehmen eine düstere Wendung, als der mysteriöse Rächer ein unschuldiges Opfer tötet und die Grenze zwischen Gerechtigkeit und Rache zunehmend verschwimmt. In einem Wettlauf gegen die Zeit müssen die Kommissare den Täter stoppen, bevor er erneut zuschlägt und weitere Unschuldige in seinen immer brutaler werdenden Rachefeldzug verwickelt.
Prolog
Der Mann im dunklen Anzug blickte von seiner Zeitung auf und sah zu den Halbstarken hinüber, die andere Fahrgäste in der Bahn belästigten. Dieses Mal war es ein junges Mädchen, auf das es die beiden Rüpel abgesehen hatten.
»Nun hab dich doch nicht so, du willst es doch auch«, hörte er den einen der beiden sagen. Der junge Mann war höchstens zwanzig Jahre alt und hatte einen fast kahl rasierten Schädel. Er war zwar muskulös, aber nicht gerade ein Kraftprotz. Doch zusammen mit seinem etwa gleichaltrigen Freund fühlte er sich anscheinend stark.
Der Freund, der ebenfalls nicht besonders kräftig wirkte und im Gegensatz zu seinem Kumpel lange Haare trug, griff zwar nicht selbst ein, aber ermunterte den anderen, das Mädchen zu küssen, und feuerte ihn an, als dieser die junge Frau weiter bedrängte.
Lies mehrDas Mädchen versuchte vergeblich, sich zu wehren, doch der mit den kurzen Haaren küsste die junge Frau und griff ihr in den Ausschnitt.
Der Mann im dunklen Anzug blickte sich um. Alle anderen Fahrgäste schauten betreten weg. Von denen war offenbar kein Eingreifen zu erwarten. Er überlegte, ob er selbst tätig werden sollte, fühlte sich den beiden aber körperlich unterlegen und ließ es lieber bleiben. Doch er spürte, wie sein Jagdfieber erwachte.
Als die Bahn an der nächsten Station, Lattenkamp, anhielt und die beiden Halbstarken ausstiegen, knüllte der Mann seine Zeitung zusammen und ging ebenfalls auf den Ausgang zu. Die junge Frau saß weinend auf ihrem Sitz und blickte den beiden jungen Männern voller Verzweiflung nach. Enttäuscht blickte sie zu den anderen Fahrgästen. Keiner war ihr zur Hilfe gekommen.
Sie war ein hübsches Mädchen mit langen blonden Haaren und einem sinnlichen Mund. Die junge Frau trug einen sehr knappen Rock, den diese Kerle anscheinend als Einladung zur sexuellen Belästigung interpretiert hatten. So gut es trotz der abgerissenen Knöpfe ging, knöpfte sie ihre Bluse zu. Ihr kurzer Rock war hochgeschoben, sodass man ihren Slip sehen konnte. Der Mann mit dem schwarzen Anzug warf ihr noch kurz einen mitfühlenden Blick zu und beeilte sich, den Kerlen zu folgen.
Die beiden Rüpel gingen zum Ausgang. Auf der Straße trennten sich ihre Wege. Der Mann lächelte. So etwas hatte er gehofft.
Er folgte dem jungen Kerl mit dem kahl rasierten Schädel. Der schien es nicht eilig zu haben, schlenderte scheinbar ziellos durch die Alsterdorfer Straße, breitbeinig und offensichtlich bester Laune.
Als er an einem dunklen Hauseingang vorbeikam, war der Mann im dunklen Anzug plötzlich hinter ihm, zog einen Schlagring heraus und streckte den Rüpel mit einem gezielten Schlag nieder. Er schleifte den jungen Mann in ein nahegelegenes Gebüsch und blickte sich um. Anscheinend hatte niemand den Vorfall bemerkt. Er zog dem bewusstlosen Mann Pullover und T-Shirt aus und fesselte ihn. Danach entledigte er ihn auch seiner Jeans, Unterwäsche und Strümpfe und stopfte ihm Letztere in den Mund.
Anschließend rieb er den immer noch leblos Daliegenden mit Erde ein und ritzte ihm mit einem Messer ein großes Z auf die Stirn. Als letztes trat er dem Opfer mehrmals kräftig zwischen die Beine und betrachtete zufrieden sein Werk. Danach stand er auf, raffte die Kleidung des jungen Mannes zusammen, blickte sich noch einmal um und machte sich eilig davon.
Kurz bevor er die Station Alsterdorf erreichte, warf er das Bündel in einen Müllcontainer. Zufrieden lächelnd stieg er anschließend in die U-Bahn, um nach Hause zu fahren. Sein Werk für heute war erledigt.
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