Dunkle Verführung – Tatort Eppendorf

Hamburg-Krimi

Warum wurden dem Opfer die Haare abgeschnitten? Die Kommissare stehen vor der Leiche eine Friseurin, die in ihrem eigenen Salon tot aufgefunden wurde. Der Tod einer älteren Frau im Keller eines Mietshauses scheint zunächst nichts mit der ersten Tat zu tun zu haben, bis im selben Haus eine weitere weibliche Leiche gefunden wird. Genau wie das Opfer im Friseursalon hatte auch sie lange schwarze Haare, die der Täter entfernt und mitgenommen hat.
Im Laufe der Ermittlungen gerät auch die Kommissarin Britta Papadopoulos in das Visier des Täters, denn vom Aussehen her passt sie genau in das Beuteschema des Täters. Die Lage spitzt sich dramatisch zu.

Excerpt:

Mit geübten Schnitten brachte die Friseurin Katja Braun die struppigen Haare ihres Kunden in Form. Der blonde Mann war kurz vor Feierabend in den Salon gestürmt und hatte gefleht, noch drangenommen zu werden.

Katja hatte eigentlich pünktlich schließen wollen, denn sie war mit ihrer besten Freundin Silke Freier zu einem Mädelsabend verabredet. Es war schon eine Tradition, dass sie sich donnerstags zum Essen und Quatschen trafen.

Katja Braun hatte auf die Uhr geschaut und kurz geseufzt. Es würde knapp werden mit der Verabredung, aber wenn sie sich sputete, dann könnte sie noch um 19.30 Uhr bei ihrer Freundin sein. Also hatte sie sich breitschlagen lassen und den Mann noch bedient.

»So, mein Herr, das wäre es dann.« Schwungvoll nahm sie den Frisierumhang hoch und schüttelte die Haare auf den Boden, um sie später wegzufegen.

Der Mann stand langsam auf und folgte der Frau zum Tresen.

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»Das macht dann 18 Euro 50«, verkündete die Friseurin und erwartete, dass ihr Kunde seine Geldbörse zückte, um sie zu bezahlen.

»Sie haben wunderschöne Haare«, erwiderte der, ohne Anstalten zu machen, der Aufforderung zum Bezahlen nachzukommen.

»Ja.« Katja Braun sah ihn an und war etwas irritiert.

»Können Sie mir nicht eine Strähne davon abschneiden?« Der Mann sah sie fasziniert aus plötzlich funkelnden Augen an. Sein Gesichtsausdruck hatte sich auf merkwürdige Art verändert, wirkte plötzlich beängstigend auf sie.

»Nein, warum sollte ich das tun?« Katja Braun wurde immer verwirrter. Was wollte der Kerl von ihr?

Der Mann griff über die Theke, um ihr Haar anzufassen.

»Was wollen Sie?«, antwortete sie gereizt.

»Deine Haare«, antwortete er versonnen. Sein Lächeln wirkte unheimlich.

»Bitte zahlen Sie. Ich muss gleich weg, habe noch einen Termin.« Sie trat einen Schritt zurück, um zu verhindern, dass er sie anfasste. Der Mann lächelte immer mehr und ging um den Tresen herum. Katja Braun wurde heiß und kalt. Sie fühlte sich in die Enge getrieben.

Der Blonde stand vor ihr, griff ihr an den Kopf, strich ihr über die Haare und sah sie wie entrückt an.

»Hallo! Lassen Sie das?« Sie versuchte, ihn wegzuschieben, doch plötzlich veränderte sich sein Gesichtsausdruck erneut, nun eher aggressiv. Er packte ihre Arme. Der Griff fühlte sich an wie ein Schraubstock. Sie versuchte, sich zu wehren, aber er umklammerte sie und hielt ihr den Mund zu, als sie versuchte zu schreien.

Katja Braun zappelte, bemühte sich, seinen Griff zu lockern, ihm zu entfliehen, aber es war unmöglich. Obwohl er schlank, beinahe dünn war, verfügte er über unglaubliche Kräfte. Sie hatte keine Chance.

Im nächsten Moment schleifte er sie zum Frisierstuhl, der von der Straße nicht einzusehen war, und griff sich eine Schere.

»Wenn du artig bist, passiert dir nichts«, zischte er.

Ihre Gedanken rasten. Was wollte er? Konnte sie sicher sein, dass er Wort hielt und ihr nichts geschehen würde, wenn sie stillhielt? Schon hatte er von ihren langen schwarzen Haaren die erste Strähne abgeschnitten.

Der Kerl ist verrückt, dachte sie. Im Spiegel konnte sie erkennen, wie immer mehr Haare zu Boden fielen. Der Mann atmete schwer, genoss den Anblick des Haufens sichtbar. Sein Schnaufen verstärkte sich mit jedem Büschel, das zu Boden fiel.

Der Friseurin liefen mittlerweile die Tränen herunter. Sie hoffte nur noch, dass es bald vorbei sein und der Mann den Salon verlassen würde.

Als er mit seinem Werk zufrieden war, schob er Katja Braun, auf deren Kopf nur noch kurze Stoppeln zu sehen waren, zur Seite, bückte sich, um seine Trophäe aufzuheben. Katja Braun sah ihn aus tränenfeuchten Augen an und blickte verzweifelt nach einem Ausweg. Während er immer noch sichtlich erregt seine Beute zusammensammelte, nutzte sie die Ablenkung, um zur Tür zu stürmen. Ein erster Schrei gelang ihr noch, dann war der Mann bei ihr, bevor sie die Tür öffnen konnte, und riss sie zu Boden.

»Du hast es verbockt, du blöde Kuh«, zischte er. Katja Braun wehrte sich heftig, aber vergebens.

Hätte ich ihn nur einfach gehen lassen, nachdem er hatte, was er wollte, ging ihr noch durch den Kopf, da spürte sie einen stechenden Schmerz, als sich die Schere in ihren Bauch bohrte. Sie bekam noch mit, dass die Schere herausgezogen wurde. Dass ihr Mörder ihr die Schere danach ins Herz stach, merkte sie schon nicht mehr.

Der Mann stand auf. Aus seiner Tasche holte er eine Plastiktüte heraus und füllte diese mit den abgeschnittenen Haaren der Toten, die Schere schob er in eine Tasche, die er hinter dem Tresen fand. Dann fegte er seine eigenen Haare zusammen und schob sie in das Loch im Boden, in das sie offenbar die abgeschnittenen Haare ihrer Kunden entsorgte.

Ohne sich die Frau noch einmal anzusehen, löschte er das Licht und verließ das Studio lautlos. Die Straße war menschenleer. Er blickte sich um, dann eilte er zur nahegelegenen Bushaltestelle. Der Gedanke an seine Beute hinterließ ein Kribbeln in seinem Bauch.

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